Ungeklärter Mordfall in Schmitt, 1789

In der Nacht vom 3. zum 4. August 1789 schlief Peter Feyen aus Schmitt wie schon seit Wochen wegen einer Krankheit seiner Frau nicht bei ihr im Haus, sondern in der Scheune.


Am nächsten Morgen, es war erst vier Uhr, wunderte er sich, daß die Haustür offenstand. Als er eintrat, machte er eine grausige Entdeckung. Seine Frau lag in einer Blutlache tot auf der Erde.


Sofort lief Feyen zu seiner Tochter Anna Maria, die mit ihrer Mann Joes Lorenz in der Nähe wohnte. Als Feyen mit seiner Tochter in sein Haus zurückkehrte, war dort auch sein Neffe eingetroffen. Mit dessen Hilfe legte er seine tote Frau auf ein Bett. Wie sich herausstellte, war Feyen auch bestohlen worden. Der “Eidam” (Schwieger- sohn) Joes Lorenz eilte unterdessen nach Cochem, um die Amtsverwaltung von dem Vorfall zu unterrichten.


Noch am gleichen Tag verfügten sich der Cochemer Stadtschultheiß Albert Driesch, zwei Gerichtsschöffen, der “Amtsphysicus” Jonen sowie der “Chyrurg” Franz Benno Liedel nach Schmitt, um “die Mordtthat mit dem Diebstahl” zu untersuchen. Die beiden Mediziner stellten fest, daß Frau Feyen mit einem “spizig zweyschneidenden Instrument” erstochen worden war.


In den nächsten Tagen fanden mehrere Befragungen statt. Peter Feyen gab an, er habe in besagter Nacht keine verdächtigen Geräusche gehört. Auf die Frage nach dem potentiellen Tätet konnte er keinen Verdächtigen angeben oder jemand, mit dem seine Frau Streit gehabt hätte. Auch hätte er kein “fremddes gesindel im dorff oder in der Nachbarschafft wahrgenommen”.


Solches “fremddes gesindel” meinte allerdings Joes Kesseler aus Schmitt gesehen und getroffen zu haben. Er war in der Tatnacht mit seinem Gefährt auf dem Rückweg aus Gevenich, wohin er Heu gebracht hatte, als er auf der Landstraße einen kurzen Wortwechsel mit vier fremden Personen hatte. Diese seien ihm etwas unheimlich gewesen, so Kesseler, und so habe er schnell seinen Rückweg nach Schmitt fortgesetzt, ohne die Fremden lange zu betrachten. In Gevenich hielt sich im übrigen in der Tatnacht auch Feyens Sohn Joes auf, der dort übernachtete, weil er mit dem Heumachen nicht fertig geworden war.


Verdächtige wollte auch Matthias Joeseph Thomas aus Lutzerath gesehen haben. Er hütete in der Tatnacht Pferde auf einer Weide in der Nähe von Lutzerath, da seien, so Thomas, “zwey pursch mit schweren packen beladen” in seiner Richtung auf ihn zugekommen. Als sie ihn bemerkt hätten, seien die beiden großen, mit “blauen röcken” bekleideten Fremden eilends in Richtung Kliding abgebogen.


Am 21. August 1789 wurde Matthias Kesseler aus Schmitt verhört. Er hatte zu der Tatzeit die “Tages- und Nachtswacht” in Schmitt, gab aber an, nicht “das mindeste Verdächtige” bemerkt zu haben. Auf die Frage, ob er sich vorstellen könne, daß Peter Feyen selbst seine Frau ermordet haben könnte, antwortete er, dies könne er “gar nicht glauben”, weil der ganze Ort Peter Feyen einen guten Ruf und ein ebensolches Verhältnis zu seiner Frau bestätigen könnte.


Die Bemühungen eines “Jäger Commandos”, ein “scharffes aug” auf alle verdächtigen Personen zu werfen, blieben offensichtlich erfolglos. Das Protokoll der Verhöre wurde, “da keine fernere indicien auf die thäter ausfindig zu machen” waren, dem Trierer Oberhof zugeschickt.

 

Quelle: Henker, Schinder & Ganoven -Unbekannte Kriminalfälle aus der Eifel des 18. Jahrhundert- Recherchen aus Orginalunterlagen/-protokollen